Eine Entdeckungstour durch das lebendige Altstadtquartier rund um die berühmte Leipziger Thomaskirche
Leipzig ist eine Stadt der Kontraste - geprägt durch Architekturen verschiedener Epochen und von städtebaulichen Projekten unterschiedlicher politischer Systeme.
Am eindrucksvollsten lässt sich das im Quartier rund um die Thomaskirche erkennen. Hier trifft die westliche Innenstadt auf die Westvorstadt sowie das Kolonnadenvierte, ein Stadtteil der ursprünglich vor den Toren der Stadt lag und zu DDR-Zeiten als das Vorzeigeobjekt der Stadt galt.
Messepaläste prägen die Innenstadt
Dies zeichnet sich durch gründerzeitliche und klassisch-moderne Bauten auf dem Grundriss des mittelalterlichen Straßennetzes aus, kombiniert mit Gebäuden, die nach der politischen Wende ehemalige Brachflächen und Baulücken füllten.
Kunst & Kultur begegnen Konsum & Shopping
Grüntuch und Ernst Architekten aus Berlin realisieren in der Leipziger Innenstadt Kaufhausarchitekturen, ebenso wie das Wiener Architekturbüro Ortner und Ortner oder Christoph Mäckler aus Frankfurt am Main.
Sehr gelungen fügt sich das Museum der Bildenden Künste (MDBK) ins Stadtgefüge ein. Für eine ehemalige Kriegsbrache, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Stadtplatz entwickelte, fiel der Beschluss zum Bau des Bildermuseums. Die Architekten Hufnagel Pütz Rafaelian aus Berlin gewannen hier den Wettbewerb und realisierten einen gelungenen gläsernen Museumsneubau, der unter seiner transluzenten Haut die Leipziger Idee der Passagen, Höfe und Durchwegungen aufgreift.
Nur wenige Materialien prägen den Bau: Sichtbeton, Muschelkalk, Eichenholz und Glas. Der Baukörper erhebt sich mit seinen 36 Metern deutlich im Stadtbild.
Weithin sichtbar ist der gläserne Bau allerdings durch vier Winkelbauten umstellt, welche die Leipziger Traufhöhe der umliegenden Häuser aufnehmen. Damit ist ein neues verdichtetes Stadtquartier entstanden.
Und im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Leipziger Kunstszene: Max Beckmann, Max Klinger, Neo Rauch und andere berühmte Leipziger*innen können täglich bestaunt werden.
Wohnen in der Innenstadt - Kolonnadenviertel und Westvorstadt
Ganz anders präsentiert sich der Stadtteil vor der Thomaskirche. Um die Jahrhundertwende entwickelt sich die so genannte Innere Westvorstadt zum gründerzeitlichen Vorzeige-Quartier. Ein gerastertes Straßennetz, großzügig angelegte Plätze, verzierte Fassaden mit großen Fenstern, hohe Decken, Erker und Balkone prägen das Stadtbild. Wohnen in den Obergeschossen und Essen, Trinken, Einkaufen und Arbeiten auf Straßenniveau - so ist es bis heute. Zum Verweilen laden gerade in den Abendstunden gemütliche Bars und Restaurants ein.
TIPP: Tapas isst man wunderbar im grünen Innenhof der Tapas Bar Barcelona, wer es deftig mag der suche sich ein Plätzchen im Lokal Luise und bis in die Abendstunden lecker Cocktails genießen, das geht wunderbar im Piloten am Schauspielhaus.
Die wunderbare Verbindung gründerzeitlicher Architekturen mit Vorwende-Bauten
Einer der ehemaligen Schmuckplätze ist der Nikischplatz. Rechteckig umbaut, verzieren zwei Fechterfiguren aus Sandstein das Areal. Allerdings bei genauem Hinsehen entdecken wir auch hier zwischen den herrschaftlich gründerzeitlichen Fassaden, Architekturen, die unmittelbar vor der politischen Wende entstanden sind - ein direktes Nebeneinander von Gebäuden der Jahrhundertwende und Wohnhäusern aus den 80er Jahren. Kriegsbedingte Baulücken wurden behutsam mit seriell produzierten Elementen aus Beton gefüllt. Dem Betrachter bietet sich ein gelungenes Beispiel städtebaulicher Reparatur, denn auch hier gibt es Erker, Balkone, Traufhöhen und angedeutete Schrägdächer.
Das gleiche Prinzip wurde auf dem Dorotheenplatz und der angrenzenden Kolonnandenstraße, dem Zentrum des Kolonnadenviertels, angewandt. Im Obergeschoss sind Wohnungen und im Erdgeschoss befinden sich Geschäfte und Restaurants. Die Ecken werden betont durch ausgebildete Erker, und die Farbigkeit der vorhandenen Altbauten wird durch in den Beton eingearbeitete Keramiken wieder aufgenommen. Ein buntes und gelungenes Miteinander schafft Lebensqualität durch Lebendigkeit und Dichte. Das ist Leipzig.
Neorenaissance trifft auf moderne Sakralarchitektur
Fünf Minuten Fußweg sind es vom Dorotheenplatz bis zum neuen Rathaus von Leipzig. Das neue Rathaus entstanden 1899 - 1905 durch Stadtbaurat Hugo Licht und ist eines der bedeutendsten Großstadt-Rathaus-Neubauten der Jahrhundertwende. Auf den Grundmauern der ehemaligen Leipziger Stadtburg erhebt sich das mächtige Neorenaissance-Rathaus mit plastisch gestalteter Fassade und 115 Meter hohem Turm. Stärke und Stabilität einer stolzen Bürgerschaft wurde hier sichtbar. Und gegenüber?
TIPP: Sie suchen eine Geschenk-Idee für Freunde oder Familie? Wie wäre es mit einer Stadtführung mal anders durch Leipzig? Entdecken Sie die Stadt bei unserem ArchitekTour Day 2: Leipzig - durch das alte neue Zentrum
Gegenüber erstreckt sich der Turm der Trinitatiskirche, in rötlichem Ockerton gestaltet, genau wie der Rest des Gebäudes, empor. Der Neubau der katholischen Propsteikirche St. Trinitatis steht selbstbewusst direkt auf der anderen Straßenseite und erstrahlt in regionalem Rochlitzer Porphyr. Das Leipziger Architekturbüro Schulz und Schulz gewann hier den Wettbewerb und realisierte 2015 ein eindrucksvolles monolithisches Gebäude hoher baulicher Qualität.
Der Kirchenraum steht jedem offen - ein Ort der Stille im sonst so turbulenten Leipzig. Auf unserer Tour durch das alte neue Leipziger Stadtzentrum laden wir Sie ein, diesen Ort gemeinsam mit uns zu entdecken. Aber Leipzig hat nicht nur oberirdisch beeindruckende Baukultur zu bieten, sondern auch unter der Erde, in den vier neuen unterirdischen Bahnhöfen, gibt es neuzeitliche Architektur zu entdecken.
Glasbausteine, Edelstahl, Sichtbeton und Terrakotta - Max Dudler schafft Licht in der Tiefe
Eine aufgegriffene Idee wurde 2013 nach 100 Jahren endlich realisiert: Die Leipziger Innenstadt ist „untergraben“ durch zwei Röhren mit Bahngleisen. Die beiden wichtigsten Kopfbahnhöfe - im Norden der Hauptbahnhof und im Süden der Bayerische Bahnhof - sind von nun an miteinander verbunden.
Vier neue Stationen entstanden und bilden das architektonische Herz der S-Bahn Mitteldeutschland. Spektakulär wirkt dabei die neue helle Bahnhofshalle von Max Dudler. Der Bahnsteig befindet sich 20 Meter unter dem Straßenniveau des Wilhelm-Leuschner-Platzes. Der Raum der Bahnhofshalle ist fünfzehn Meter hoch, stützunfrei, leicht gekurvt und wirkt klar und aufgeräumt - wie wir es auch von anderen Projekten Dudlers kennen.
Eine strahlend weiße Helligkeit empfängt die Fahrgäste beim Einfahren in den Bahnhof. Wände und Decken bestehen aus hinterleuchtetem Glasbaustein-Feldern, eingerahmt in Stahlbeton - natürlich sichtbar. Die Kombination diesen beiden Materialien vermittelt eine kühle und auf besondere Art und Weise sehr harmonisch-technische Atmosphäre. Das Bahnsteigmobiliar verschwindet in eingestellten Beton-Boxen und kein Screen zerschneidet die Wand - hier konnte Dudler sich durchsetzen.
Oberirdisch realisiert Max Dudler zwei Zugangsbauten zur Station. Von der Petersstraße, aus der Innenstadt kommend, ist der Zugang zum Bahnhof genauso möglich wie von der Seite der Südvorstadt. In ihrer Gestaltung beziehen sich die beiden Bauten auf das unterirdische Geschehen mit Sichtbetonrahmen und Glasbausteine. Ein wenig erinnert die Situation an die S-Bahn-Zugänge zum Bahnhof Potsdamer Platz in Berlin, auch hier dominieren zwei gegenüberliegende gläserne Eingangsbauten die Situation.
Kommen Sie mit uns mit unter die Erde und erkunden Sie auf unserer Stadtführung durch das alte neue Leipziger Stadtzentrum eine der „vier unterirdischen ungleichen Geschwister“.
Leipzig entdecken?
Haben wir Sie mit unserem Blogbeitrag neugierig gemacht? Dann kommen Sie mit zu unserer Stadtführung Leipzig - durch das alte, neue Zentrum und erleben Sie die wunderbare Mischung von gründerzeitlicher Baukultur und moderner Architektur in dieser pulsierenden Stadt.
Unsere Architekturführungen durch Leipzig - nächster Termin auf
Anfrage an info@reise-architektour.de
Sie wollen lieber allein für sich oder mit Freunden zum eigenen Termin die Stadt erkunden? Dann können sie mit unserem Audio-Walk auf Architektur Spaziergang jederzeit starten und werden ganz sicher begeistert sein. Am besten hier gleich informieren, buchen und Leipzig mit unserer Stimme und Insidergeschichten im Ohr entdecken.
Kommentar schreiben